Eine kurze
Anleitung zur
nach-
haltigen
Digitali-
sierung
Was Bits & Bytes
mit Ressourcenverbrauch
zu tun haben
Fr
Nachhaltige Digitalisierung bedeutet, die digitale Welt ressourcenschonend zu bauen.

«Ich denke, dass es weltweit einen Markt für vielleicht fünf Computer gibt», sagte Thomas Watson, der damalige Chef von IBM, anno 1943. Watson war einer der vermögendsten Männer der USA – ursprünglich reich geworden durch Lochkarten. Doch an elektronisch gesteuerte Computer glaubte er nicht. Später ist der Mensch auf den Mond geflogen. Inzwischen besitzen fast alle ein Smartphone, das leistungsstärker ist als der Computer, der Neil Armstrong auf den Mond brachte.

Die Digitalisierung ist da, mit all ihren Vorteilen und Problemen. Und die Digitalisierung verändert die Welt massgeblich. Nur: Was für eine Digitalisierung möchten wir denn? Wie muss im Zeitalter der heraufziehenden Klimakatastrophe die Digitalisierung gestaltet werden, damit sie nicht noch mehr Schaden anrichtet? Was können wir tun?

Grundlagen

Fussabdruck der Digitalisierung

Ohne Strom kein Internet, ohne Energie keine Digitalisierung. So viel ist klar. Aber wie gross ist der ökologische Fussabdruck der digitalen Welt? Wenn wir von der Digitalisierung reden, sprechen wir von einem weltumspannenden Organismus. Dieser besteht aus Infrastruktur – Rechenzentren, Glasfaserkabel, Mobilfunknetze – und der Hardware, welche die Leute direkt nutzen – Computer, Laptops, Smartphones oder Tablets.

Die Herstellung der Geräte wie der Infrastruktur benötigt Ressourcen und Energie – und deren Betrieb genauso. Heute gehen etwa vier Prozent der globalen CO2-Emissionen auf das Konto dieses Organismus, wie die NGO Shift-Project errechnet hat. Die Studie kommt zum Schluss, dass durch die Digitalisierung jährlich etwa gleich viel Treibhausgas freisetzt wird wie durch den gesamten Flugverkehr (die Studie ist kurz vor der Coronapandemie erschienen). Hinzu kommt, dass sowohl bei der Herstellung als auch bei der Entsorgung unserer Geräte Giftstoffe freigesetzt werden. Das anhaltend starke digitale Wachstum – insbesondere in Schwellenländern – wird diese Umweltbelastung zwangsläufig verstärken.

Stromverbrauch

Die Digitalisierung frisst Strom wie ein grosses Land

Wenn man den weltumspannenden digitalen Organismus im Kleinen betrachtet, lassen sich Handlungsmöglichkeiten herauskristallisieren. Zum Beispiel beim Smartphone: Im Durchschnitt nutzen wir es zwei bis drei Jahre. Schaut man nun, wie viel Energie ein Smartphone in dieser Zeit verbraucht, entfallen achtzig Prozent auf die Herstellung. Die alltägliche Nutzung des Smartphones, also das regelmässige Aufladen, macht nur zwanzig Prozent aus. Deshalb lautet eine simple Regel: Je länger ein Smartphone genutzt wird, desto besser. Auch weil in den Geräten viele Rohstoffe stecken, die aus Konfliktgebieten stammen.

Schaut man die gesamte Digitalisierung an, sieht es etwas anders aus. Der Betrieb der Infrastruktur verschlingt mehr als die Hälfte der verbrauchten Energie. Der Grossteil fällt beim Betrieb von Rechenzentren und dem Transport von Daten an. Das hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Vor allem der steigende Konsum von Videostreams und -telefonie macht sich bemerkbar.

Die Giganten & die Nachhaltigkeit

Googles Stromverbrauch verdoppelt sich seit 2011 rund alle drei Jahre. 2019 belief er sich auf 12,4 Milliarden Kilowattstunden; das ist etwa doppelt soviel wie die beiden Reaktoren des AKW Beznau pro Jahr produzieren. Digitalkonzerne wie Google, Apple oder Microsoft sagen, sie wollten ihren ökologischen Fussabdruck verkleinern.

Die Nachhaltigkeitsziele der einzelnen Konzerne variieren. Apple will bis zum Jahr 2030 «carbon-neutral» sein, Google bis zum selben Zeitpunkt «carbon free». Microsoft gibt an, man werde bis 2050 «carbon-negative» sein. Der Konzern will den gesamten Kohlenstoff, den er seit seiner Gründung 1975 verursacht hat, aus der Umwelt entfernen.

Die Techkonzerne versuchen, ihre Infrastruktur und Produktion mit erneuerbarer Energie zu versorgen. Sie betreiben zum Teil aber auch sogenanntes Offsetting: Dabei investieren sie in Unternehmen, welche in der Zukunft unsere jetzigen Emissionen ausgleichen oder rückgängig machen sollen. Es ist umstritten, ob diese Wette auf die Zukunft wirklich nachhaltig ist: Der Effekt wird erst in der Zukunft eintreten, die Wirksamkeit lässt sich heute noch nicht belegen. Und vor allem wird der eigentliche Energiehunger auf Dauer nicht reduziert.

Nutzung und Herstellung

Was frisst wie viel Strom?

Effizienzsteigerung durch Digitalisierung

Die Digitalisierung kann helfen, Ressourcen zu sparen. Flüge lassen sich beispielsweise durch Videokonferenzen ersetzen. Würden alle Prozesse – im Verkehr, in Gebäuden et cetera – digital optimiert, liesse sich der Ressourcenverbrauch weiter markant senken. Eine Studie kommt zum Schluss, dass sich damit in der Schweiz jährlich sieben Megatonnen CO2 einsparen liessen; das wären etwa fünfzehn Prozent der gesamten inländischen CO2-Emissionen.

Aber Vorsicht vor dem Rebound-Effekt: Effizienzgewinne führen meistens dazu, dass einzelne Geräte zwar weniger Energie verbrauchen, aber dafür mehr Geräte öfters eingesetzt werden. Das kann die erzielten Einsparungen schmälern oder ganz zunichte machen.

Eine nachhaltige Digitalisierung muss sich an drei Faktoren orientieren:

  • Effizienz: Je ergiebiger wir Materie und Energie nutzen, desto besser.
  • Konsistenz: Wir brauchen mehr naturverträgliche Technologien. Diese nutzen die Stoffe und Leistungen der Umwelt, ohne diese zu zerstören.
  • Suffizienz: Was gar nicht erst nachgefragt wird, wird nicht hergestellt und verursacht keine Umweltbelastung.

Selbstredend muss die Digitalisierung auch fair organisiert sein und darf keine Ausbeutung, keine Kinderarbeit und keine krankmachenden Arbeitsverhältnisse befördern.

Tipps & Tricks

Es gibt Möglichkeiten, die Digitalisierung ökologischer zu gestalten. Hier einige Tipps, die nicht beanspruchen, vollständig zu sein, und auch nicht alle Probleme lösen. Aber es sind erste Schritte, die uns als Konsument:innen helfen, die Digitalisierung nachhaltiger zu gestalten.

Geräte

Alltägliche IT-Geräte wie Smartphones oder Laptops sollten so lange wie möglich verwendet werden. Denn der Grossteil der Umweltbelastung entsteht bei der Herstellung. Es empfiehlt sich auch, Occasionen zu kaufen und die Geräte wenn möglich zu reparieren. Aber aufgepasst: Ob sich zum Beispiel der Akku überhaupt, einfach und kostengünstig ersetzen lässt, hängt vom Hersteller ab. Das Portal iFixit bietet hier ausführliche Informationen.

Eine weitere Rolle spielen die Rohstoffe, die in den Geräten verbaut werden. Oft geht deren Abbau mit grossen Umweltbelastungen, Ausbeutung von Menschen und mit Kriegen einher. Als Vorreiter haben sich Nager IT, Fairphone oder Shiftphone positioniert. Nager IT stellt fair produzierte Computermäuse her. Fairphone oder Shiftphone bieten modulare und einfach zu reparierende Smartphones an. Viele Geräte gehen nämlich nach kurzer Zeit kaputt und lassen sich kaum reparieren. Man spricht dabei von geplanter Obsoleszenz. Dadurch werden die Leute gezwungen, ständig neue Geräte zu kaufen. Um dem zu begegnen, führte Frankreich jüngst einen «Repair-Score» für elektronische Geräte ein. Dieser zeigt an, wie gut sich ein elektronisches Gerät reparieren lässt. Konsument:innen haben damit beim Kauf eine bessere Entscheidungsbasis. Die Europäischen Union will das «Recht auf Reparatur» gesetzlich vorschreiben. In der Schweiz sind bis anhin in der Politik keine vergleichbaren Vorstösse unternommen worden.

Nicht immer ergibt es Sinn, alte Geräte weiter zu nutzen. Bei grösseren Abspielgeräten wie zum Beispiel Fernsehern, die über Jahre intensiv genutzt werden, spielt der Energieverbrauch im Betrieb eine grössere Rolle. Dann empfiehlt sich unter Umständen ein Ersatz durch ein effizienteres Modell. Das ist allerdings nur der Fall, wenn dieser Effizienzgewinn nicht durch einen höheren Grundbedarf wieder zunichte gemacht wird.– zum Beispiel durch eine viel grössere Bildschirmdiagonale. (→Reboundeffekt, vgl. Glossar)

↳ Tipp Kleinere und weniger Geräte zu nutzen, weil sich dadurch der Energie- wie der Ressourcenverbrauch reduziert. In Repair-Cafés kann man sich Unterstützung holen, wenn man sein eigenes Gerät reparieren möchte.

Infrastruktur

Der Datenverkehr im Internet wird immer effizienter, weil es immer weniger Energie braucht, um ein Byte von A nach B zu transportieren. Doch gerade hier schlägt der Rebound-Effekt zu. Früher sahen alle zur selben Zeit dieselben TV-Programme. Das analoge Fernsehen benötigte relativ wenig Strom. Doch diese Zeiten sind vorbei, heute schaut man die Nachrichten zeitversetzt und streamt Videos oder Musik. Das Resultat ist ein grösserer Verbrauch von Ressourcen durch rasch steigende Datenvolumen.

↳ Tipp Videos in kleinerer Auflösung schauen und mehrfach verwendete Dateien – etwa die Lieblingssongs – lokal speichern.

Internetnutzung

Wie wir aufs Internet zugreifen, hat einen direkten Einfluss auf unseren Ressourcenverbrauch. Besonders relevant ist dabei die Energie, die pro Datenmenge benötigt wird. Diese sogenannte Energieintensität ist bei der Nutzung via Kabel immer am geringsten. Die Regel lautet: Eine Kabelverbindung ist ressourcenschonender als WLAN – und WLAN ist besser als Mobilfunk. Entsprechend empfiehlt es sich, öffentliche WLAN-Netzwerke zu nutzen, sofern diese sicher zugänglich sind (mehr dazu in «Eine kurze Anleitung zur Digitalen Selbstverteidigung»).

↳ Tipp Auch wenn moderne Mobilfunkstandards es zulassen, ist es besser, die neuesten Episoden der Lieblingsserie auf Vorrat für unterwegs schon zu Hause auf das Mobilgerät zu laden.

Suchmaschinen

Suchanfragen sind nicht gratis. Wir zahlen nicht bloss mit den eigenen Nutzer:innendaten, sondern verursachen auch Stromverbrauch. Eine einzelne Google-Abfrage benötigt circa 0,3 Wattstunden – etwa soviel, wie es braucht, sich den Bart elektronisch zu rasieren. Pro Sekunde gibt es weltweit rund eine Million Suchanfragen, das verbraucht 300 Kilowattstunden. Ein Ein-Personen-Haushalt verbraucht in zwei Monaten etwa gleich viel Strom.

Dieser Energieaufwand entsteht, weil Google rund um die Uhr den Erdball gigantische Rechenzentren in Betrieb hält, um Anfragen jederzeit und blitzschnell beantworten zu können. Viele Suchanfragen sind dabei überflüssig: Sie entstehen in Bezug auf Seiten, die wir bereits besucht haben.

Suchmaschinen, die grundsätzlich wenig Strom brauchen, gibt es nicht. Doch Alternativen wie Ecosia versuchen, den Verbrauch sinnvoll zu kompensieren. Ecosia investiert achtzig Prozent des Gewinns, der aus den Werbeeinnahme erzielt wird, in Bäume. Durschnittlich benötigt es 45 Suchanfragen, um einen Baum zu pflanzen.

↳ Tipp Öfters genutzte Seiten direkt abrufen, indem sie zum Beispiel als Lesezeichen gespeichert oder in der Browser-Chronik gesucht werden. Bei Firefox kann dies automatisch über die Adresszeile gemacht werden, wenn am Anfang ein ^ gesetzt wird – so wird in der kompletten History gesucht und nicht nur in den kürzlich besuchten Seiten.

Streaming

Streaming über Plattformen wie Netflix, Amazon, YouTube oder Spotify macht einen grossen Teil des globalen Datenvolumens aus. In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Datenverkehr weltweit Verdreifacht. Allein für die Bereitstellung der Daten werden etwa 200 Milliarden Kilowattstunden aufgewendet, was fast dem Vierfachen des gesamten jährlichen Verbrauchs der Schweiz entspricht.

Grund dafür ist vor allem die steigende Qualität und Auflösung von Videos. Auf Netflix benötigt eine Stunde bei niedriger Qualität 0,3 Gigabyte (GB), bei voller Hochauflösung in HD 3 GB und bei Kinoqualität 7 GB. Gegenüber dem klassischen Fernseher sind individuell abrufbare Streamingdienste wahre Ressourcenfresser. Nur ist die DVD-Sammlung auch keine Alternative. Die DVD werden einmal geschaut und stehen dann rum.

Verschiedene Streaming-Anbieter sind auch unterschiedlich nachhaltig. Apple steht beispielsweise gemäss dem Click-Clean-Report von Greenpeace wesentlich besser da als Netflix oder Amazon.

↳ Tipp Lieblingsfilme auf die Festplatte speichern und alle anderen in geringerer Qualität schauen. Und bei Onlinetelefonie das Bild ausschalten, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Das spart Daten und damit Strom.

Datenspeicherung

Gleich hinter dem Transport von Daten folgt die Datenspeicherung als Nummer zwei bezüglich der Energieintensität. Werden Daten in der Cloud gespeichert, sind diese stets abrufbar und verbrauchen deshalb ständig Energie. Die Clouddienstleistungen von Microsoft (OneDrive), Google (GoogleDrive) oder Apple (iCloud) benötigen deshalb viel mehr Energie, als wenn die Daten auf einer lokalen externen Festplatte gespeichert sind. Denn dort benötigt man lediglich Strom, wenn diese an den Computer angeschlossen sind. Die Cloud klingt leicht und luftig, ist aber bloss ein grosser Rechner, der an einem anderen, meist unbekannten Ort steht und ebenfalls Strom frisst.

Wer nicht auf eine Cloud verzichten kann, sollte die Energiebilanz unterschiedlicher Anbieter unter die Lupe nehmen.

↳ Tipp Lokale Anbieter wählen, die versuchen, nachhaltig zu operieren und sich auch dem Datenschutz verpflichtet fühlen (mehr Details in «Eine kurze Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung»). Übrigens kann es auch helfen, immer mal wieder auszumisten und nur die Daten auf einer Cloudplatform zu lassen, auf die mehrere Geräte zugreifen müssen. Der Rest kann energiesparender auf externen Festplatten gespeichert werden. Unnötiges sollte auch mal gelöscht werden.

Nützliche Links

Organisationen mit definiertem Fokus auf «Digitalisierung und Nachhaltigkeit»

Nachhaltigkeits- und CO2-Rechner

nur wenige mit Fokus auf digitale Aktivitäten, möglichst unabhängig und frei vom Verdacht auf 'green-washing'

Zertifizierungen von digitalen Lösungen und Unternehmen zur Nachhaltigkeit

Organisationen und Initiativen zur Unterstützung von Open Source Software

Beratung, Reparatur von Hard- und Software

Worum es geht

Dieser Ratgeber nimmt sich der «nachhaltigen Digitalisierung» wie der «digitalen Nachhaltigkeit» an.

Man kann die Website von zwei Seiten lesen: Einerseits geht es um den «digitalen Fussabdruck» und darum, wie die Digitalisierung möglichst ressourcenschonend, planetenfreundlich und nachhaltig zu gestalten ist.

Beginnt man die Lektüre von der anderen Seite, steht eher das Innenleben unserer Geräte im Zentrum: die Programme und Algorithmen, mit denen wir die digitale Welt erfahren. Sie können so strukturiert sein, dass sie Grosskonzerne reich machen – oder aber so, dass sie für alle zugänglich und langfristig verfügbar sind. Das digitale Wissen selbst ist eine Ressource, die es zu schützen gilt. Es droht privatisiert und monopolisiert zu werden, weil sich damit Geld verdienen lässt.

Der Begriff «nachhaltig» stammt aus der Forstwirtschaft. Noch vor zwei-, dreihundert Jahren wurden gnadenlos Bäume gefällt. Das Holz war die Ressource jener Epoche. Doch dann kam es irgendwann zu grossen Überschwemmungen - und die Menschen begriffen, dass kahle Hügel Wassermassen nicht mehr zurückhalten können. Also entschied man, dass nicht mehr Holz genutzt werden darf als nachwachsen kann. Das Waldgesetz schreibt das bis heute vor.

Zurzeit verschleudern wir aber Ressourcen, die so schnell nicht nachwachsen. Die heraufziehende Klima- und Biodiversitätskrise droht der Menschheit buchstäblich den Boden unter den Füssen wegzuziehen. Die Veränderungen werden die Unterschiede zwischen den Menschen und den Ländern verschärfen, wenn nicht fundamental gegengesteuert wird. Und der Westen muss beginnen, bescheidener zu werden und mit weniger auszukommen.

Die Uno hat eine Reihe von Nachhaltigkeitszielen formuliert, die Sustainable Development Goals. Da geht es um die Menschenrechte, den Kampf gegen Hunger und Armut, das Recht auf Bildung oder den Zugang zur digitalen Welt. Hier wird deutlich, wie nachhaltige Digitalisierung und digitale Nachhaltigkeit miteinander verzahnt sind und sich gegenseitig bedingen.

Ein wichtiger Begriff, der die stoffliche, reale Welt und die digitalen Räume zusammenbringt, ist die «Allmende», auf Englisch «Commons». Früher waren Allmenden Gemeinschaftsgüter, wie zum Beispiel Viehweiden, die von einem oder mehreren Dörfern gemeinsam genutzt wurden.

Eine Allmende ist toll, da das Land nicht wenigen Privaten, sondern vielen gehört. Allmenden sind aber auch immer gefährdet. Sie können übernutzt werden: Dann drohen sie zu verschwinden, weil das Land erodiert und nichts mehr hergibt.

Ähnliches gilt für das Internet «as a commons»: Digitales Wissen muss gehegt und zum Wohle aller weiterentwickelt werden, sonst droht es lebensfeindlich zu werden. Diese Broschüre liefert theoretisches Hintergrundwissen, versucht aber zugleich praktische Antworten zu liefern auf die Frage, wie wir unser Leben digital nachhaltig gestalten können. Dies im Wissen darum, dass digitale Technologien nützlich, oft aber auch problematisch sind. Unter anderem machen sie uns zu gläsernen Menschen: Zum digitalen Fussabdruck kommt also noch der digitale Fingerabdruck hinzu. Die Techkonzerne setzen alles daran, möglichst viele Daten über uns zu sammeln. In der «Kurzen Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung», die bereits erschienen ist, finden sich Alternativen, die helfen, unsere Privatsphäre besser zu schützen und die Hoheit über unsere Daten zurückzugewinnen. Da schliesst sich denn auch der Kreis zu nachhaltigen Digitalität: All diese Alternativen sind auch nachhaltig. Die Ratgeber richten sich an Privatpersonen, Schulen, kleine Unternehmen, NGOs oder Medienschaffende – an alle, denen es wichtig ist, ihre Verantwortung für eine nachhaltig transformierte Welt wahrzunehmen.

Und hier können alle gleich starten und einen Eindruck bekommen, wie viel CO2 sie beim Surfen im Netz freisetzen – in Echtzeit: https://bitsabout.me/de/so-holst-du-das-beste-aus-deinem-co2-rechner-heraus/.

Das Redaktionsteam

Eine kurze
Anleitung zur
digitalen
Nach-
haltig-
keit
Was zukunftstaugliche
Software können muss
Fr
Digitale Nachhaltigkeit bedeutet, dass digitales Wissen langfristig, allgemein und offen zugänglich bleibt.

Alle müssen essen. Man kann mit Biolebensmitteln kochen oder sich von süchtig machendem Junkfood ernähren. Die Lebensmittelproduktion ist existenziell. Dasselbe gilt für die Digitalisierung, sind wir doch inzwischen fast so abhängig von ihr wie vom Essen.

Nur ist es einfacher, sich bewusst für gutes Essen zu entscheiden. Kochen lässt sich lernen, Rezepte stehen frei zur Verfügung. In der digitalen Welt ist das komplexer. Wer kann schon Bits-und-Bytes-Rezepte lesen? Deshalb fällt kaum auf, mit welchen Verführungskünsten die Digitalkonzerne uns in ihre Sphären locken, denen man nicht so leicht wieder entkommt. Aber wie sähe eine anders digitalisierte Welt aus, die nicht von den grossen Techfirmen dominiert wird? Eine, in der digitales Wissen langfristig für möglichst viele Menschen frei verfügbar ist?

Grundlagen

Warum hängen wir so sehr an Apple & Co?

Apple ist beliebt, weil Apple alles dafür tut, seinen Nutzer:innen das Leben in der digitalen Welt möglichst einfach zu gestalten. Vom iMac über das iPhone bis zur Apple Watch sind alle Geräte über die iCloud verbunden und synchronisiert. Das ist praktisch, so lange man nicht vorhat, das Apple-Universum zu verlassen.

Dabei operiert Apple mit proprietärer Software. Die Codes der Programme, die auf den Geräten laufen, sind weder einsehbar noch veränderbar. Alles ist geheim und privates Eigentum von Apple. Das führt auch dazu, dass wir Geräte entsorgen müssen, die eigentlich noch perfekt funktionieren, weil Apple zum Beispiel regelmässig mit neuen Betriebssystemen aufwartet, die die Fähigkeiten eines älteren Gerätes sprengen. Der Speicher wird damit gefüllt, die Apps funktionieren nicht mehr, das Gerät ist noch top, aber die neuen Programme machen es zu Schrott. Apple ist nur ein Beispiel. Die meisten Firmen, die eine Möglichkeit sehen, dieses Geschäftsmodell einzusetzen, tun das heute.

Eine nachhaltig digitalisierte Welt sieht anders aus: Sie basiert auf sogenannter Freier-Open-Source-Software (FOSS). Bei diesen ist der Quellcode – die Rezeptur – offen einsehbar. Unabhängige Spezialist:innen können den Code begutachten und Fehler wie Sicherheitslücken entfernen. Bei proprietärer Software geht das nicht. Dort entscheiden allein die Firmen, denen die Programme gehören, wie und ob die Programme weiterentwickelt werden.

Das Geschäftsmodell mit proprietärer Software führt dazu, dass einige wenige Firmen immer mächtiger und reicher werden. Gleichzeitig werden die Nutzer:innen immer abhängiger. Denn es ist schwierig, sich aus dem Apple-Universum zu verabschieden. Die eigenen Daten – Fotos, Mails, Kalender, Notizen – in andere Programme zu transferieren, wird immer aufwändiger. Eine nachhaltige Software ist dagegen transparent und steht allen möglichst niederschwellig zur Verfügung. Wie bei Wikipedia ist das Wissen breit verteilt und bleibt auch zugänglich. Das wirkt der Entstehung von Abhängigkeiten und Monopolen entgegen, wie es sie bei Facebook oder Amazon gibt. Viele Menschen haben zum Beispiel auf Facebook grosse Teile ihres Lebens dokumentiert, wo es für immer gefangen bleibt, weil sich die Fotos, Posts und Erinnerungen kaum in eine andere Umgebung zügeln lassen. Dabei gibt es ein Recht auf Datenportabilität und Dateninteroperabilität. Demzufolge müssten wir in der Lage sein, alle unsere Daten aus einem System, wie zum Beispiel Facebook, herauszulösen und in ein alternatives soziales Netzwerk neu einzuspeisen, ohne dass dabei wichtige Informationen verloren gehen. Das funktioniert aber nicht. Denn es fehlt an einheitlichen, verbindlichen Standards. Diese definieren, wie Daten gespeichert und ausgetauscht werden können. Bei den Steckern und Ladegeräten kennen wir das Problem, bei den Daten ist es oft noch viel schlimmer.

Wem gehört deine Musiksammlung?

Musik begleitet uns durchs Leben. In unseren Musiksammlungen stecken viele Erinnerungen und viel Geld. Früher stapelten sich zu Hause Platten oder CDs. Heute sind die Lieblingstitel online auf einer Plattform wie Spotify markiert und stets verfügbar – zumindest, solange man den Dienst abonniert hat. Wer nicht mehr zahlen will, verliert jedoch den Zugang und auch die ganze Musiksammlung. Darüber hinaus sind die Verdienste für die meisten Künstler:innen sehr gering – doch um sichtbar zu bleiben, sind sie trotzdem gezwungen, mitzumachen.

Ein anderes Beispiel ist Amazon. Der Megakonzern lieferte ursprünglich nur Bücher aus. Heute erzielt er mit vielen anderen Dienstleistungen hohe Profite. Amazon ist aber immer noch der grösste Händler von eBooks, die gleich mit dem praktischen Kindle – dem von Amazon hergestellten eBook-Reader – gelesen werden können. Doch wer bei Amazon eBooks kauft, ist im Amazon-Reich gefangen. Die Bücher lassen sich nur umständlich mit anderen Programmen lesen. Sie können weder ausgeliehen, noch weiter verschenkt werden. Hat Amazon das Gefühl, jemand habe gegen die Nutzungsbedingungen verstossen, löscht der Konzern auch mal die ganze Bibliothek vom Kindle. Denn Amazon-eBooks sind nur gemietet.

Das ist bei vielen Plattformen so und führt zu Problemen. Ändert eine Plattform das Geschäftsmodell oder geht Konkurs, verlieren die Kund:innen ihre gesammelten Titel. Darüber hinaus bedienen sich die Konzerne auch noch an den Nutzungsdaten, um diese ökonomisch weiterzuverwerten.

Es gibt aber auch Lösungen: Bücher oder Musik bei alternativen Anbietern in einem offenen Format kaufen und abspeichern. So kann man noch in zehn oder zwanzig Jahren darauf zugreifen, ohne Abogebühren zu zahlen. Und verleihen oder verschenken lassen sie sich auch.

Was kostet es uns?

Microsoft, Apple, Adobe und andere Konzerne mit proprietärer Software verwenden unterschiedliche Tricks, um ihre Kundschaft an sich zu ketten: Sie bieten zum Beispiel ihr Angebot «kostenlos» an, wollen dafür aber freien Zugriff auf die persönlichen Daten der Nutzer:innen. Ein anderer Trick: am Anfang ist das Angebot besonders günstig, bis man sich daran gewöhnt hat, danach wird es schlagartig teuer. Besonders erfolgreich sind dabei Dienste, die menschliche Grundbedürfnisse nach sozialem Kontakt und Kommunikation bedienen. Die dabei anfallenden persönlichen Daten (Interessen, Bedürfnisse, Gewohnheiten, soziale Verbindungen) können dann sehr lukrativ zu Werbezwecken kommerziell ausgenützt werden. Der Staat greift aus Gründen der «nationalen Sicherheit» und für Spionage-Zwecke ebenfalls darauf zu.

Sehr beliebt bei Plattformbetreiber:innen ist das Geschäftsmodell Software-as-a-Service (SaaS), wie das weitverbreitete Office 365 von Microsoft. Die Nutzer:innen besitzen die Programme nicht mehr, sondern bezahlen nur noch für die Nutzung der Webanwendung und das Onlineabo. Wer einmal angefixt ist, bleibt dabei, weil ein Wechsel aufwändig und teuer erscheint.

Microsoft ist besonders geschickt darin, sich unentbehrlich zu machen. Als die Coronapandemie ausbrach, bot der Softwarekonzern weltweit Schulen an, ihr Videokonferenzprogramm «Teams» gratis zu nutzen. Nach einem Jahr müssen die Schulen für die «Teams»-Lizenz bezahlen. Auch der Bund arbeitet zu einem grossen Teil mit Software von Microsoft und zahlt dafür jährlich etwa 30 Millionen Franken – bloss für die Lizenzgebühren.

Dabei gibt es Software, die mit offenem Code funktioniert und allen zugänglich ist. Zum Beispiel das Videokonferenztool BigBlueButton oder das Textverarbeitungsprogramm LibreOffice. Diese Alternativen sind bereits sehr gut, funktionieren aber noch nicht so perfekt wie Zoom, Teams oder Microsoft Office.

Das hat seine Gründe: Weil Freie- und Open-Source-Programme allen zur Verfügung stehen, sind sie oft umsonst nutzbar. Die Entwicklung wird durch Spenden und ehrenamtliche Arbeit am Leben erhalten. Dabei wären die Alternativen schnell mindestens so gut wie die bekannten Programme, wenn die öffentliche Hand nur einen Teil dessen, was sie den digitalen Grosskonzernen zahlt, FOSS-Projekten zukommen liesse.

Dadurch wäre auch garantiert, dass die damit erstellten Inhalte noch in vielen Jahren zugänglich und bearbeitbar sind. Das ist bei proprietärer Software nicht immer der Fall, lassen sich doch alte Dateien mit neueren Programmen oft nicht mehr öffnen und bearbeiten. Das darin gespeicherte Wissen ist so für immer verloren. Würden wir unser Geld in die Entwicklung gemeinschaftlicher digitaler Produkte und nicht in den Profit weniger Konzerne investieren, könnte das Internet zu einer digitalen Allmend werden: Ein Ort, an dem digitales Wissen und Ressourcen idealerweise für alle frei zugänglich sind.

Was tun?

Man muss kein IT-Crack sein, um sich aus der Umklammerung der digitalen Grosskonzerne zu befreien. Es ist auch möglich, sein MacBook weiterhin zu nutzen, ohne sich gleich komplett dem Apple-Universum auszuliefern, da es leicht ist, mit Geräten, Programmen und Plattformen zu arbeiten, die auf offener Software basieren. Ein erster Schritt kann die Arbeit mit offenen Textverarbeitungsprogrammen oder Browsern sein (→ siehe Anwendungen). Wer tiefer eintauchen möchte, kann einen Programmierkurs besuchen und sich mit einem Linux-Betriebssystem vertraut machen. Und wer sein Unternehmen oder eine Schule nachhaltig digital umrüsten will, kann sich im OSS-Directory umsehen. Es gibt auch eine Reihe guter Tutorials zur Nutzung und Programmierung von FOSS-Lösungen.

Wichtig ist, was die öffentliche Hand tut. Die Verwaltung oder Universitäten müssen Freie- und Open-Source-Software-Alternativen fördern. Die Regel muss lauten: öffentliches Geld gibt es nur, wenn danach die Daten und auch der Code öffentlich sind. Und an den Schulen müssen die Kinder lernen, worum es beim Programmieren geht und was ihnen offene Software bringt.

Wozu das Ganze?

Freie und offene Software kann dazu beitragen, dass die Welt ein bisschen gerechter, stabiler und zugänglicher wird. Denn dass Wissen öffentlich nutzbar ist, ist zentral für alle. Das zeigt das Beispiel des internationalen Saatgutmarkts. Drei Grosskonzerne dominieren weltweit das gesamte Geschäft. Mit Patenten haben sie es geschafft, existenziell wichtiges Saatgut zu ihrem Privateigentum zu machen. Bäuer:innen sind davon abhängig und dürfen diese privatisierten Sorten nicht weiterzüchten oder verändern. Früher war Saatgut ein Gemeingut. Alle konnten es nutzen und weiterzüchten. Verschiedene Regionen hatten eigene, den lokalen Bedingungen angepasste Sorten. Die Organisation «Open-Source-Seeds» will das Saatgut nun wieder zum Gemeingut machen. Dazu versieht sie Saatgut, das noch nicht den Konzernen gehört, mit einer sogenannten Copyleft-Lizenz. Diese sorgt dafür, dass die Samen und deren Weiterentwicklungen frei verfügbar bleiben. Die Grosskonzerne können sie nicht mehr patentieren lassen. Dieses Gegenstück zum herkömmlichen Copyright entspringt der Kernidee von offener Software. Freier und offener Quellcode bedeutet aber nicht, dass alles gratis ist. Genauso wie Hebammen, Pflegekräfte oder Handwerker:innen für ihre Fachkunde bezahlt werden, gibt es auch in diesem Bereich bezahlte Dienstleistungen: Man bezahlt dafür, dass Programmierer:innen zum Beispiel eine Software den individuellen Bedürfnissen eines Betriebes, einer Schule oder Behörde anpassen – und nicht mehr dafür, dass ein Betrieb ein Programm überhaupt nutzen darf.

Software, die sich der digitalen Nachhaltigkeit verpflichtet, muss vier Freiheiten erfüllen:

  • Die Freiheit, das Programm auszuführen wie man möchte, für jeden Zweck.
  • Die Freiheit, die Funktionsweise des Programms zu untersuchen und eigenen Datenverarbeitungsbedürfnissen anzupassen. Der Zugang zum Quellcode ist dafür Voraussetzung.
  • Die Freiheit, das Programm weiterzuverbreiten und damit Mitmenschen zu helfen.
  • Die Freiheit, das Programm zu verbessern und diese Verbesserungen der Öffentlichkeit freizugeben, damit die gesamte Gesellschaft davon profitiert. Der Zugang zum Quellcode ist dafür Voraussetzung.

(mehr auf https://www.gnu.org/philosophy)

Anwendungen

Es gibt gute Alternativen zu den Big-Tech-Programmen. Hier einige konkrete Beispiele, die den Weg in die Freie- und Open-Source-Welt öffnen.

Textverarbeitung

LibreOffice und OpenOffice sind zwei komplette Büroprogramme, die inzwischen schon sehr gut ausgestattet sind und reibungslos funktionieren. Die Programme werden ständig weiterentwickelt. Sie stehen im Netz gratis zur Verfügung. Damit das so bleibt, und die Programme verbessert und gepflegt werden können, bietet sich eine Spende an die Entwickler:innen an.

Suchmaschinen

Der US-amerikanische Konzern Google hat in Europa einen Marktanteil von über neunzig Prozent. Googles geheime Algorithmen bestimmen, was wir im Netz zu Gesicht bekommen und was nicht. Auch erstellt Google Profile der Nutzer:innen, die auch Geheimdiensten zugänglich sind. Es gibt eine Reihe von alternativen Suchmaschinen, welche Suchanfragen weder personalisieren, noch unsere Daten weiterreichen – zum Beispiel Startpage oder DuckDuckGo (mehr dazu in «Eine Kurze Anleitung zur Digitalen Selbstverteidigung»).

Bücher

Bücher digital zu lesen, kann durchaus sinnvoll sein - aber man braucht sie nicht bei Amazon zu beziehen. Diverse alternative Onlineshops bieten eBooks in offenen Formaten an. Lesen kann man diese zum Beispiel auch mit dem Tolino-Reader, den Buchhändler:innen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit einigen Jahren gemeinsam vertreiben. Der Tolino kann offene Standardformate wie PDF, ePUB oder TXT lesen. Oder man geht zur lokalen Buchhandlung – solange es sie noch gibt.

Musik

Wer Musik unterwegs hören will, ist nicht auf Spotify oder Apple Music angewiesen. Bandcamp ist eine alternative Musikplattform, die sich der miesen Bezahlung der Künstler:innen auf den Standardplattformen widersetzt. Ungefähr vier Fünftel der Einnahmen werden an die Künstler:innen weitergeleitet. Zudem wird die Musik nicht bloss vermietet. Wer ein Album kauft, kann dieses beliebig oft streamen oder auch für die eigene Sammlung im MP3- oder FLAC-Format herunterladen. FLAC ist ein Speicherformat, das Audiodateien – im Gegensatz zu MP3 – verlustfrei komprimiert.

Karten

Google Maps erfreut sich grösster Beliebtheit. Dabei ist das FOSS-Projekt OpenStreetMap eine valable Alternative. Dort können alle mitarbeiten und frei nutzbare Geodaten sammeln und aufbereiten. Apple Maps arbeitet übrigens auch mit OpenStreetMap und stellt selber Daten für die Verbesserung der Karten zur Verfügung. In der Schweiz bietet sich darüber hinaus SwissTopo an. Die offiziellen Landeskarten sind extrem genau und erfassen jeden Winkel der Schweiz. Das Bundesamt für Landestopografie hat alle Karten digitalisiert und bietet diese zur freien Nutzung an. Ein vorbildliches Beispiel dafür, wie mit öffentlichen Mitteln öffentliche Daten gefördert werden, und alle damit arbeiten können.

Wissen

Früher gab es mehrbändige, teure Enzyklopädien, wie den «Brockhaus». Da bestimmte eine Redaktion – meist bestehend aus bürgerlich gebildeten, weissen Männern – was überhaupt ins Lexikon aufgenommen wurde. Die freie Enzyklopädie Wikipedia hat dieses hierarchische System aufgelöst. Alle können Wikipedia nutzen, alle können mitmachen. Dadurch ist weltweit viel Wissen frei zugänglich geworden. Zudem ist Wikipedia die umfassendste Enzyklopädie, die es jemals gab. Allerdings sind es auch bei Wikipedia (noch) weitgehend weisse, technikaffine Akademiker, die die Inhalte bestimmen. MediaWiki heisst die Software hinter Wikipedia. Damit kann jede Person eine eigene Online-Wissenssammlung anlegen und gemeinsam mit anderen bearbeiten. Es gibt weitere Möglichkeiten, wie zum Beispiel Etherpad, Cryptopad, nuudle oder NextCloud, die das gemeinsame Arbeiten online erleichtern.

Webbrowser

Der offene Webbrowser schlechthin ist Firefox von der gemeinnützigen Mozilla-Foundation. Er ist schnell und vielseitig und hat sich dem «sicheren Surfen» verschrieben. Der Quellcode ist offen und wird von einer aktiven Community ständig weiterentwickelt. Zudem können zahllose Erweiterungen installiert werden, um den Datenschutz und die Privatsphäre zu erhöhen.

Betriebssystem

Linux ist eine Familie von freien Betriebssystemen, deren Code offen verfügbar ist. Der Kern, im Englischen «Kernel», dient als Basis für viele andere Anwendungen. Ubuntu ist beispielsweise ein Linux-basiertes Betriebssystem, welches sich sehr intuitiv nutzen lässt und ähnlich wie bekanntere Betriebssystem daherkommt. Viele Rechenzentren, Webseiten, auf Android laufende Smartphones und sogar Autos und Flugzeuge werden auf Basis des Linux-Kernels betrieben. Damit zeigt Linux, was dank Freier- und Open-Source-Software möglich ist und wie dies die Digitalisierung voranbringt.