Drei fiktive Kurzgeschichten zur Vorratsdatenspeicherung – Schreibwettbewerb läuft noch bis Ende November

Das Dock18 hat die ersten drei Geschichten aus dem laufenden Schreibwettbewerb zu Vorratsdaten und Überwachung veröffentlicht:

Zum Gespräch beim Teufel

Dann wandte er sich, ohne die beiden weiter zu beachten, demonstrativ seinem auf dem Schreibtisch stehenden Rechner zu. Nur mit verzogenem Gesicht, in dessen Mundwinkeln sein ganzer Ekel ablesbar war, gelang es ihm [dem Teufel], mit spitzem Zeigefinger den virtuellen «Gefällt-mir-Button» zu drücken.

Familienidyll

Ein ohrenbetäubendes Scheppern. Holz splitterte. Die Polizisten traten den Rest der Tür weg. Dann liefen sie mit Waffen im Anschlag durch die Wohnung. Das Erste, was Michael sah, war der Lauf einer Pistole direkt vor seinem Gesicht. Er verstand erst nicht, was vorging. Verschlafen wollte er sich durchs Gesicht wischen. Ganz wach werden. Doch sofort schlug ihm der Polizist die Hand weg. Michaels Unterlippe sprang auf. Die Männer brüllten sich Befehle zu. Binnen weniger Sekunden war er aus dem Bett gezerrt und gefesselt. Panik packte Michael und er riss an den Handschellen.

Er lag auf dem Parkettboden neben seiner Matratze. Neben ihm bauten einige Polizisten seinen Computer ab. Als man ihn durch den Flur schleifte, tropfte Blut aus seiner Lippe auf den Teppich. Dann ging es weiter durchs Treppenhaus, dabei trug er doch nur Boxershorts. Michael stiess sich mehrmals an Armen und Beinen. «Jetzt haben wir dich, du Schwein», sagte der Polizist, der ihm den Arm auf dem Rücken fixierte.

Das Butterbrot

Die Tür geht auf. Ein Mann streckt fragend den Kopf hinein. «Wir nehmen Zugriff auf die VDS», erklärt ein Angestellter. Der Mann nickt, entschuldigt sich und schliesst die Türe wieder.

Der Detektiv sieht zum Polizisten. «Warten Sie nur, Herr Inspektor, Sie werden Ihre Leute noch brauchen. Vertrauen Sie mir.» Der Inspektor sieht ihn skeptisch an, zupft an seiner Weste, streift kurz den Griff seiner Pistole und nickt dann gläubig.

Noch bis zum 30. November können eigene Geschichten eingereicht werden.

Gesucht sind Kurzgeschichten, in der fiktionale Szenarien der Vorratsdatenspeicherung literarisch behandelt werden. Die Form des Textes ist frei wählbar. Die interessantesten Beiträge werden durch eine Jury gewählt, prämiert und als Buch im Verlag Buch & Netz publiziert. Es steht ein Preisgeld von 2047.- zur Verfügung. Preisvergabe und Wettbewerbspräsentation findet am Freitag 13. Dezember 2013 in der Roten Fabrik in Zürich statt. Alle Infos und weitere Details können der Wettbewerbsseite entnommen werden.