Online-Portal und Ratgeber

Eine kurze Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung

Bereits zwei Auflagen der kurzen Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung sind vergriffen. Nun steht eine dritte, überarbeitete Version zur Verfügung, die wir gemeinsam mit der WOZ und dem CCC-CH herausgeben. Zeitgleich lancieren wir auch ein Online-Portal.

Editorial

Wir schreiben das Jahr 2032. Selbstfahrende Fahrzeuge sind überall, am Kiosk bezahlen die meisten Leute mit der Smartwatch, dank intelligenter Systeme ist auch der Stromverbrauch gesunken. Trotzdem leben wir nicht in der digitalen Überwachungsdystopie. Was ist geschehen?

Es begann 2020, als das Bundesgericht einen wegweisenden Entscheid fällte: Die geheimdienstliche Kabelaufklärung verstösst gegen die Verfassung. Menschen dürfen nicht ohne Anlass ausspioniert werden – auch nicht online. Da jubelten nicht nur die BeschwerdeführerInnen rund um die Digitale Gesellschaft.

Ein Dominoeffekt setzte ein. Plötzlich wollte die Bevölkerung nicht mehr, dass sämtliche Bewegungen via Smartphone permanent aufgezeichnet und monatelang gespeichert werden. Eine Volksinitiative, die die Vorratsdatenspeicherung verbietet, wurde angenommen. Später musste auch das Nachrichtendienstgesetz revidiert werden, weil immer mehr unverhältnismässige Digital-Fichen ans Licht kamen. Und auch bei der überfälligen Revision des Datenschutzgesetzes wurde der eigentliche Zweck erkannt: Wir müssen die Privatsphäre der Menschen vor der Sammelwut der Digitalkonzerne schützen – nicht deren Interesse an unseren Daten regulieren.

Das Umdenken hat neue Geschäftsmodelle mit sich gebracht. Apps setzen inzwischen standardmässig auf umfassende Verschlüsselung. Dienstleistungen werden nicht mehr heimlich mit Daten bezahlt, sondern durch Crowdsourcing finanziert und verbessert. Vor ein paar Jahren hat der Bundesrat zudem in einem erstaunlichen Manöver beschlossen: In der öffentlichen Verwaltung sollen nur noch quelloffene Software genutzt werden. Seither werden neue, gemeinschaftlich getragene soziale Netzwerke gefördert. Der zunehmenden Privatisierung der Öffentlichkeit – 2019 noch in vollem Gange – ist so ein Riegel vorgeschoben worden.

Für einmal hat die Schweiz eine Pionierrolle inne. Am Anfang zwar noch mit starker Regulierung und gegen den Widerstand supranationaler Konzerne. Doch irgendwann hatten die Menschen die überwachungskapitalistischen Spielchen von Google, Facebook, Amazon, Alibaba und Microsoft satt. Denn es gibt genug Alternativen, die transparent und benutzerfreundlich sind und dabei die Anonymität und Datenhoheit garantieren. Deshalb wird dies die letzte Ausgabe der «Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung» sein – sie ist schlicht unnötig geworden.

Das müsste anno 2032 in diesem Edito stehen. Noch ist das alles eine Utopie – wir sind nicht einmal auf dem Weg dorthin. Datenhungrige Konzerne sind so mächtig wie nie zuvor. Darum braucht es unbedingt Alternativen. Diese stellen wir in diesem Ratgeber vor. Sie alle helfen, unsere Privatsphäre besser zu schützen und die Hoheit über unsere Daten zurückzugewinnen.

Eine kurze Anleitung zur digitalen Selbstverteidigung